Frisch von der Wiese: Neun-Kräuter-Suppe

Tradition am Gründonnerstag

Wenn du Gründonnerstag hörst, denkst du zuerst an Spinat – hab ich recht?
Was wenn ich dir sage, dass unser ursprüngliches Traditionsessen in der Fastenzeit ein anderes war und man dafür nicht in den Supermarkt fahren muss?
Es ist eine uralte Tradition, die schon auf die Germanen zurück gehen soll, dass im Frühling eine schmackhafte Suppe aus 9 verschiedenen Wildkräutern gekocht wird. Denn das erste frische Grün des Jahres ist besonders heilsam und schmackhaft.

Das was wir heutzutage oft als Unkraut bezeichnen, ist eigentlich das wahre Superfood und das kostenlos, regional und saisonal. Klingt doch gerade zu perfekt, oder?
Gerade in Zeiten wie diesen, wo wir uns wieder mehr auf unsere Ursprünge konzentrieren sollten und der eine oder andere vielleicht etwas mehr Freizeit gewonnen hat, vielleicht möchtest du diese sinnvoll nutzen? Und zwar um das sogenannte Unkraut aus einer neuen Perspektive kennen zu lernen, sich weiterzubilden, etwas Neues auszuprobieren und alte Traditionen wieder aufleben zu lassen.

Ich seh‘ das Kraut vor lauter Unkraut nicht..

Wenn du dir diesen Satz öfter denkst und dir nicht sicher bist, welche Wildkräuter du nutzen kannst und welche eher nicht, dann empfehle ich dir Kräuterkurse zu besuchen (es gibt auch ganz tolle online Kurse dazu) und Bücher zu lesen.

Ich versuche etwas Licht ins Dunkel für dich zu bringen und stelle dir hier die Kräuter vor, die ich für meine Suppe am liebsten verwende.

Grundsätzlich gilt, dass zu Verzehr immer nur die jungen, weichen Blätter oder die obersten Triebspitzen mit Stängel geeignet sind. Holzige und ältere Blätter sollten stehen bleiben. Der richtige Sammelort für Kräuter ist eine Wiese, oder ein Feld, wo keine stark befahrene Straße in der Nähe ist, nicht zu viele Hunde Gassi geführt werden und der Bauer nicht gerade gedüngt hat.

Bärlauch (1)

Vorkommen in Laub- und Mischwäldern und Auenwäldern – man findet ihn meistens an kleinen Flüssen, denn er liebt feuchten Boden. Erkennen kann man ihn daran, dass jedes Blatt einzeln aus der Zwiebel kommt, er auf der Blattunterseite leicht silbrig ist und wenn man das Blatt knickt, dann hört und spürt man den Bruch des Stängels ganz deutlich. Natürlich duftet er auch lecker nach Knoblauch.
Die Pflanze ist reich an Vitamin C, ätherischen Ölen und Eisen und sie wirkt reinigend, harntreibend, blutdrucksenkend und antiseptisch.

Löwenzahn (2)

Wächst in Fettwiesen (gedüngten Wiesen), an Wegen und auf Äckern und er enthält viele Saponine, Eiweiß, Vitamine, Kieselsäure, Magnesium, Kalzium und Eisen. Deshalb wirkt er vor allem nierenanregend, leberstärkend, stoffwechselreinigend und antirheumathisch.

Vogelmiere (3)

Sie wächst am liebsten auf Äckern, in Gärten, am Wegesrand oder auf Schuttplätzen.
Man erkennt sie an ihren zarten weißen Blüten, die 5 geteilte Blütenblätter haben (sieht aus wie 10 Blütenblätter), außerdem sind die Blätter haarlos und glatt und wenn man den Stiel der Vogelmiere bricht, sieht man einen dünnen weißen Faden im Inneren dies Stiels.
Sie enthält viele Vitamine, Saponine, Kalium, Gerbstoffe und ätherische Öle und wirkt harntreibend, schleimlösend und antiviral.

Spitzwegerich (4)

Vorkommen auf Wiesen, Weiden, Wegrändern und Äckern – wenn man genau schaut, wird man den Spitzwegerich genau fast überall finden.
Der Spitzwegerich verfügt über Inhaltsstoffe wie Bitterstoffe, Kieselsäure, Gerbstoffe und Schleimstoffe und wirkt blutreinigend, kühlend, harntreibend und zusammenziehend.

Brennessel (5)

Sie wächst am liebsten auf Schutt, an Waldrändern oder am Ufer von Flüssen. Wenn man sie ernten will, ohne gestochen zu werden, sollte man sie immer von unten nach oben anfassen, da die Brennhaare nur in eine Richtung ausgerichtet sind.
Zu den wichtigsten Inhaltsstoffen zählen Kieselsäure, Gerbstoffe, Magnesium, Eisen, Kalium, Silicium, Natrium, Vitamin C und Vitamin B. Die Brennessel wirkt blutbildend, stoffwechselanregend, blutdrucksenkend, schleimlösend und blutreinigend.

Wiesenlabkraut (6)

Es wächst in Fettwiesen, im Gebüsch und an Waldrändern. Es sollte nicht mit dem klebrigen Labkraut verwechselt werden, das wie der Name verrät eher klettenähnlich und daher nicht zum Verzehr geeignet ist.
Es enthält Labfermente, Kieselsäure, Gerbstoffe ätherische Öle und Flavonoide und wirkt harntreibend, hautreinigend und blutreinigend.

Sauerampfer (7)

Er wächst gerne auf Wiesen, Weiden und am Wegrand und enthält Inhaltsstoffe wie Oxalsäure, Vitamin C und Flavonglykosid. Man sagt ihm nach, dass er appetitfördernd, harntreibend, blutreinigend und leberstärkend wirkt.

Schlüsselblume (8)

Die Schlüsselblume ist mancherorts streng geschützt und darf nicht gepflückt werden – bitte informiere dich vorher genau. Sie wächst gerne in krautreichen Laubwäldern, Auen, Waldrändern und Bergwiesen.
Sie enthält Saponine, ätherische Öle, Flavonoide, Kieselsäure, Gerbstoffe, Vitamin C und Magnesium und wirkt beruhigend, schlaffördernd, herzstärkend und harntreibend.

Knoblauchsrauke (9)

Sie wächst in Gebüschen, Laubwäldern, auf Wegrändern, an Zäunen und stickstoffreichen Böden. Wenn man die Blätter zwischen den Fingern reibt, riechen sie leicht nach Lauch oder Knoblauch.
Die Knoblauchrauke enthält Senföle, Saponine, Karotin und Mineralstoffe und wirkt wundheilend, schleimlösend und desinfizierend.

Brunnenkresse (10)

Sie wächst nur an Bächen und Quellen mit fließendem, klarem Wasser und enthält Stoffe wie Vitamin A, C, D, E, Jod, Kalium, Eisen, Bitterstoffe und Senföle. Dadurch wirkt sie blutreinigend und verdauungsfördernd.

Duftveilchen (11)

Man findet es in Gebüschen, an Waldrändern und an schattigen Wegrainen.
Das Veilchen hat viele wertvolle Inhaltsstoffe wie Saponine, Bitterstoffe, Vitamine und Mineralstoffe und wirkt blutdrucksenkend, schleimlösend und blutreinigend.

Gänseblümchen (12)

Ich glaube diese Pflanze kennt und findet jeder, denn sie wächst quasi überall 😉
Es wird aber oft unterschätzt und enthält viele tolle Inhaltsstoffe wie Saponine, ätherische Öle, Gerbstoffe und Flavonoide. Dadurch wirkt es blutreinigend, hautbildfördernd und wassertreibend.

Nehmt die Kräuter, die ihr kennt und bei denen ihr euch sicher fühlt..

Natürlich kann es sein, dass es beim Vorkommen von Wildkräutern regionale Unterschiede gibt, deshalb empfehle ich dir, die Kräuter zu nehmen, die bei dir wachsen und bei denen du dich wohl fühlst.
Bei manchen muss zum Beispiel auch der Gundermann oder die Schafgarbe im Rezept der Neun-Kräuter-Suppe enthalten sein. Es ist übrigens auch nicht schlimm, wenn ihr für diese Suppe 8 oder vielleicht auch 14 verschiedene Kräuter verwendet. Also sein einfach kreativ und mach dein persönliches Gericht daraus.

Ich gebe dir jetzt noch das Rezept mit, wie ich die Suppe zubereite.

Rezept

Zutaten für 2 Personen:

  • 3-5 händevoll Wildkräuter
  • etwas Öl oder Butter
  • 1 Zwiebel
  • 2 Kartoffeln
  • 1 l Wasser oder Gemüsebrühe
  • 50 ml Obers (Sahne)
  • Salz, Pfeffer
  • nach Belieben etwas geriebene Muskatnuss und Parmesan

Zubereitung

  • Die Zwiebel klein schneiden und in Butter oder Öl glasig dünsten.
  • Kartoffeln schälen, würfelig schneiden und kurz mitbraten.
  • Das Ganze mit Wasser oder Brühe aufgießen, salzen und kochen lassen (bis die Kartoffeln weich sind).
  • Die Wildkräuter grob schneiden und einige Minuten mitköcheln lassen.
  • Das Obers dazu gießen und nach Belieben mit Pfeffer und Muskatnuss würzen.
  • Gut pürieren, mit Parmesan bestreuen und mit Blüten dekorieren.

Mahlzeit und viel Spaß beim Nachkochen!

Martina Amon

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